Schengen_Publikation


Schengen


Festeinband, 16,5 x 22,5 cm

112 Seiten, 71 Farbabb.

Fotografien: Ruth Stoltenberg

Autoren: Rolf Sachsse, Ruth Stoltenberg

Deutsch, Englisch, Französisch, Luxemburgisch

ISBN 978-3-86828-886-5, Kehrer Verlag 2018

 

Preis: 29,90 € (inkl. Versand in Dtl.) und auf Wunsch gerne signiert



Es gibt auch eine limitierte Künstleredition mit einem FineArt-Print

Preis: 110,00 € (inkl. Versand in Dtl.)


Bestellung bitte per E-Mail an: ruth.stoltenberg@t-online.de



Auszeichnungen


- 1. Preis Opus-Fotopreis 2017 des Opus-Kulturmagazins Saarbrücken 

- 1. Preis Prix Phot'oeil 2017 in Cérbère, Frankreich

- Übernahme des Bildbandes in die Martin-Parr-Collection im Tate Modern London

- Übernahme in die Sammlung des  Centre National de l'Audiovisuel (CNA) Luxemburg

- Nominierung für den Dummy Book Award Arles 2017

- Nominierung "Voies Off", Rencontres d'Arles 2018

Beschreibung


Schengen ist ein kleines luxemburgisches Winzerdorf an der Mosel und liegt direkt am Dreiländereck Deutschland (Saarland), Frankreich (Lothringen) und Luxemburg. Vor ca. 30 Jahren wurde hier das Schengener Abkommen zur Abschaffung der innereuropäischen Grenzen unterzeichnet, das gerade heute im Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation wieder neu diskutiert wird.


Ich bin in dieser Grenzregion aufgewachsen und mich interessierte bei meinem Fotoprojekt vor allem die Frage, welchen Einfluss diese Grenzöffnung nach so langer Zeit auf die unterschiedlichen Kulturen und Lebensgewohnheiten der Menschen aus den drei Nationen genommen hat. Es ist vor allem die jüngere Generation, die die Vorteile dieses offenen Europas nutzt. In den Schulen, am Arbeitsplatz und in den Neubausiedlungen mischen sich nach und nach die Nationen und die Sprachen, aber was ist davon nach außen sichtbar? Gibt es länderspezifische, charakteristische Merkmale, wenn man durch die Dörfer geht? Ist z.B. anhand der Architektur, der (Vor)Gärten, Straßen, öffentlichen Plätze ersichtlich, in welchem Land man sich befindet? Oder hat diese von Weinbergen und landwirtschaftlich betriebenen Feldern dominierte Region nicht sowieso ihren ganz eigenen, länderübergreifenden Charakter und Charme? Um das Projekt räumlich zu begrenzen, konzentrierte ich mich auf die drei benachbarten Grenzgemeinden Schengen (L), Perl (D) und Apach (F), die nur wenige Kilometer auseinander liegen.



Schengen - a small Luxembourgian wine-growing village on the Moselle with two external borders: the German Saarland and the French Lorraine. Here, in the centre of Europe, the first Schengen agreement to abolish intra-European border controls was signed in 1985 by the five EU member states France, Germany and the Benelux countries; in 1990 it was extended. In the meantime, 26 states have become part of the so-called Schengen area, which today is literally reaching its limits in view of the current refugee crisis in Europe.


I grew up in this border region in the 1960s and 1970s and have noticed that much has changed over the past few decades. In my photo project I was mainly interested in the influence this opening of borders had and still has on the different cultures and lifestyles of people from the three nations. Whether, apart from the different languages of the inhabitants, also visual differences in the villages are apparent. Whether, for example, national identities become evident based on houses, (front)gardens, streets or larger squares. Or whether this region, distinguished by viticulture and agriculture, still has its own unique, transnational charm. I have narrowed down my project and concentrated on the three neighbouring border communities: Schengen in the Grand Duchy of Luxembourg, Perl in Germany and Apach in France, as well as on smaller villages in the immediate vicinity.

Pressestimmen


"Es ist eine große Herausforderung, dem Gewicht des so komplexen Themas Europa nicht zu erliegen, das gerade in den Zeiten eines aufkommenden Populismus und Nationalismus eine starke Brisanz bekommen hat. Erfreulicherweise sucht Ruth Stoltenberg nicht nach Motiven, die Politik illustrieren und dabei plakativ die Unterschiede der nationalen Identitäten in den Dörfern des Dreiländerecks zur Schau stellen wollen. Sie vertraut vielmehr auf ihre inneren Bilder, die von Kindheits- erinnerungen geprägt sind, und lässt diese in einen neugierigen Dialog mit der heutigen Erscheinung dieser Ortschaften treten. Ihr Blick ist voller Empathie für die Menschen, die dort leben, aber sie hat auch genügend Distanz, um mit einem präzisen Blick die Absurditäten des Alltags mit viel Sinn für Humor in den Fokus zu stellen.

Gerade die Verflechtung einer subjektiven, persönlich begründeten, Perspektive mit einer analytischen Reflexion der politischen Zusammenhänge macht die besondere Qualität dieser fotografischen Arbeit aus.


Ein öffentliches Leben findet in diesen Orten kaum statt und deshalb begegnen wir in den Fotografien von Ruth Stoltenberg auch kaum Menschen in den Straßen. Auf indirekte Weise sind die Bewohner der Orte Schengen, Apach und Perl aber in allen Bildern präsent. Die Gestaltung von Fassaden, Hauseingängen, Vorgärten, Spielplätzen, Friedhöfen und Gedenkorten lässt ihre kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Prägungen sichtbar werden. Das Unperfekte der architektonischen Inszenierungen und das manchmal absurd wirkende Aufeinandertreffen von Zeichen und Symbolen im dörflichen Raum wird mit solch feiner Ironie und sorgfältigem Blick fotografiert, dass ein tiefer Respekt für die individuellen Geschichten hinter den Dingen spürbar wird. Diese Liebe für das Detail ist das Gegengift für eine ideologische Distanz zur realen Welt. Sie wirkt Identität stiftend und ist somit in Zeiten einer kollektiven Entfremdung von eminenter Bedeutung.


Ruth Stoltenberg hat eine ganz eigene fotografische Bildsprache entwickelt, die mit visueller Virtuosität, engen Ausschnitten und eigenwilligen Perspektiven die Fantasie des Betrachters beflügelt und ihn gleichzeitig zum genauen Hinsehen auffordert. Die Bilder sind nicht dafür geeignet vorgegebene Klischees zu bekräftigen, sondern unterwandern diese mit einer radikal subjektiven Gratwanderung zwischen Schönheit und Tristesse."

(Wolfgang Zurborn, -> ganzer Text, -> English Version)



"Ruth Stoltenberg geht mit ihrer Kamera ganz nahe ran, interessiert sich für minimale Details: den Eingang eines unbewohnt wirkenden Hauses. Eine Häuserwand, von der der Putz abblättert. Einen Vorgarten, in dem das Unkraut wuchert. Einen verlassen daliegenden Kinder-Spielplatz. Die Tür zu einem verschlossen Stall. Ein heruntergelassenes Garagentor. Religiöse Symbole, die überall aufgestellt sind, denn die Menschen sind hier offensichtlich stark im Glauben verwurzelt.


Es ist sehr leer und sehr leise auf den Fotos, die einen melancholischen Eindruck vermitteln, als würde die ganze Gegend im Tiefschlaf liegen, etwas zu Ende gehen und noch niemand so genau wissen, wie und ob es weitergehen könnte.


Die Fotos erzählen davon, dass wir nicht Abschottung und neue Grenzen brauchen, sondern Menschen, die zu uns kommen, uns vor Vergreisung und Entvölkerung weiter Landstriche bewahren und Europa – als wunderbare Idee und wunderbaren Lebensraum – weiter entwickeln und immer wieder neu erfinden."

(Frank Dietschreit, Radiobeitrag rbb, -> ganzer Beitrag)




"Ja, es gibt diesen Ort wirklich. Die meisten Europäer kennen das Wort nur aus den Nachrichten. Schengen" taucht immer dann auf, wenn über die Vorzüge der Reisefreiheit oder - wie es seit ein paar Jahren im Zuge der Flüchtlingsrouten durch Europa der Fall ist - auch um neuerliche Forderungen nach Einschränkung des freien Grenzverkehrs geht. Die Hamburger Fotografin Ruth Stoltenberg (1962) hat sich in ihrem neuen Bildband das kleine luxemburgische Winzerdorf im Dreiländereck zum deutschen Saarland und dem französischen Lothringen genauer angeschaut. Apach, Perl-Borg, Perl-Eft-Hellendorf, Perl-Tettingen-Butzdorf, Kirsch-les-Sierck, Ritzing Schengen-Remerschen, Mondorf-les Bains, Meurich: eigentlich ist es eine ganze Ansammlung kleinerer Orte, deren genauer Grenzverlauf kaum auszumachen ist. Bei der berühmten Vertragsunterzeichnung für den freien Personen- und Warenverkehr, die 1985 die Abschaffung der innereuropäischen Grenzkontrollen zunächst von den fünf EU-Mitgliedern Frankreich, Deutschland und den Beneluxstaaten besiegelte, war Schengen nur ein kleiner Ortsteil der Gesamtgemeinde Remerschen Erst 2006 wurde die Gemeinde in Schengen umbenannt, denn nun hatte der Ort längst eine internationale politische Ausstrahlung erhalten, gehören heute doch mittlerweile 26 Staaten zum so genannten Schengenraum

 

Ruth Stoltenberg kennt die Grenzregion sehr lange, ist sie doch in den Sechziger und Siebzigerjahren dort aufgewachsen. Bei ihrem neuerlichen Besuch begibt sich die Fotografin auf eine Spurensuche: Was ist das Besondere dieses Kulturraumes, gibt es Unterschiede in den Lebensgewohnheiten der Menschen aus drei Nationen und sind diese verschiedenen Identitäten in den Orten auch sichtbar? Aus

der Perspektive der Flaneurin lenkt die Serie den Blick auf Details und Besonderheiten der Dörfer. Nie gibt es einen Blick von den Bergen auf das Tal zur geografischen Orientierung. Selbst im Bildteil fehlen die Titel, erst im Anhang kann nachgeschlagen werden, wo jeweils welches Motiv entstand. Stoltenberg hat eine besondere Bildsprache, die sich ganz auf die visuellen Überraschungen ihrer Motive konzentriert. Oft im engen Ausschnitt aufgenommen, sind die Fotografien geprägt von Formen, Farben und kuriosen Konfrontationen: eine historisierende Wandbemalung kann auf ein modernes Garagentor prallen, die Dorfkirche muss sich modernen architektonischen Zumutungen stellen. Der Betrachter lernt viel über die idyllische Behaglichkeit der Provinz mit den liebevoll gepflegten Vorgärten mit Jägerzaun, Rauputz und Pflanzkübel, die Vorliebe für gewagte Fliesenmuster oder den Mix verschiedenster Baumaterialien. Doch die Serie ist keine Abrechnung vermeintlicher Provinzialität, die das Klischee nur bestätigt, sondern es gelingt der Fotografin auf charmante Weise, die offensichtliche Tristesse der Gemeinde in ihren Motiven mit Ironie, aber auch Empathie au brechen. Und sie zeigt, wie die große Politik ihre Spuren im kleinen Dorfalltag hinterlassen hat. Fenster-gitter in Form des Eurozeichens, ein verkleinerter Eiffelturm, Nationalfarben und Flaggen: immer wieder gerät die symbolische Bedeutung des Ortes in den Blick der Fotografin. Seltsam unbewohnt erscheint der Ort, denn außer ein paar zufällig ins Bild geratenen Kindern oder einer Frau im Steppmantel sind keine Menschen auf den Bildern zu finden. Diese Serie zeigt eben nicht nur, dass Schengen ein Beispiel für die friedliche Koexistenz und Angleichung verschiedener Kulturen, Sprachen und Identitäten ist, sondern auch der ländliche Raum dringend einer Belebung bedürfte. Abschottung und nationale Rivalitäten scheinen hierfür allerdings der ungeeignetste Vorschlag. Der Fotografin ist es überzeugend gelungen, die Ambivalenz zwischen alltäglicher Realität und symbolischer Projektion mit der aus den Fotografien aufscheinenden Melancholie des Moments wunderbar aufzufangen.

                                                                       (Ulrich Rüter, Photonews 2/2019)




"One of my favourite books from 2018, Schengen. This most significant but inconsequential place, seen through the knowing eyes of photographer Ruth Stoltenberg. Shutter Hub have exhibited Stoltenberg’s work three times during 2018, twice in London, once in Amsterdam.

It’s the straight lines and quirky angles that make it for me, and the houses. Nothing looks real, it’s often hard to tell the difference between the model village buildings, and the plants look like some kind of intricately formed plasticine. Textures and colours. An exaggerated version of the suburban that could not just be anywhere, but everywhere. It’s a surprise to turn the page and see a person, a small girl cycling up hill. So, Shengen is inhabited. A real place, not a ‘Portmerion’ for the Prisoner.


The use of juxtaposition in sequencing is a joy. Every page turned discloses another comparison or revelation, some subtle, some less so. I wonder if, at night, all of these objects come alive, shuffle a few steps left, a few steps right. The rounded bushes and pointed trees swap gardens, wondering if anyone will ever notice. No borders, freedom to move, freedom to be."


(reviewed for Shutter Hub by Karen Harvey)




"Das Narrativ dieser Fotoserie führt präzise vor, woraus eine europäische Erzählung bestehen kann: Kleine, fast surreale Bildfindungen in vollkommener Ruhe und Gelassenheit, dazu in jedem Bild das Signet einer möglichen Zukunft. Ruth Stoltenberg geht weit über die Interpretation ihres selbst gestellten Themas hinaus - sie schafft eine eigene Erzählung, die eruopäische Bildnovelle vom leicht begehbaren Dreiländereck.


Subtil ist die Farbregie des Bildessays: Wenn es denn einmal einen starken Kontrast wie den zwischen dem roten Laternenpfahl und dem grünen Pflanzkorb gibt, dann wird er zart zwischen grauen Wänden zelebriert. Sonst herrschen das ländliche Grün und die westeuropäischen Hausfarben blau und beige vor, unterbrochen von grauen Straßen und in Ehren ergrauten Holzbrettertoren sowie dem durch Hausbrand geschwärzten Rauputz an den Häusern. Selten läuft ein Mensch durchs Bild, und wenn, dann scheint er die Umgebungsfarben angenommen zu haben. Alles ist präzise vorgeführt, niemals wird irgendetwas denunziert – so ist es eben hier, in Schengen, Perl und Apach.


Schengen ist klein, der Schengen-Raum groß. Also ist Schengen ein Modell für ein nahes Zusammenleben, bei dem die Unterschiede so klein und groß sind wie die der Menschen, die sich diese Umgebung erarbeitet haben. Die Bilder von Ruth Stoltenberg sind eine ebenso schöne wie nachdrückliche Mahnung an alle Nationalisten, die sich an unnötig aufgebauschten Differenzen aufhalten."

(Rolf Sachsse)




"Ruth Stoltenberg dokumentiert die Formensprache im Dreiländereck zwischen Luxemburg, Frankreich und Deutschland: Erinnerungen an bäuerliche Bauweisen, Relikte der Französischen und der industriellen Revolution, zwischen Ideal und Guillotine, gelungen und verbaute Architektur, unfreiwillige Ornamente und fahrlässige Hässlichkeit, Zugänge und Abschottungen. Die Aufnahmen legen die Inszenierungen des Alltags offen und erlauben die Frage nach möglichen provinziellen, nationalen oder europäischen Bezügen."                   

(Peter V. Brinkemper)



Präsentation des Buchprojektes bei der DFA-Tagung in Leinfelden-Echterdingen am 30.04.17 ->Live Stream


 

Einzelausstellungen


25.09.22-15.01.2023 Amüseum Saarburg (Einzelausstellung -> Fotos)

15.05.-04.08.2019 Kulturgießerei Saarburg (Einzelausstellung -> Fotos)

18.05.-13.07.2019 Galerie Clairefontaine, Luxemburg (Einzelausstellung -> Fotos)

24.01.-17.03.2019 Galerie im Tempelhof Museum Berlin (Einzelausstellung -> Fotos)


Gruppenaussstellungen


17.09.-10.10.2022 Identitäten Fotofest Kaiserslautern, Pfalztheater Kaiserslautern

08.03.-21.03.2019 Konservatorium Thionville, Frankreich (Gruppenausstellung)

6.12.2018 - 21.01.2019 Shutterhub Open 2018, The Encore! in der 5&33 Gallery, Amsterdam (Gruppenausstellung)

03.-09.10.2018      Shutterhub Open 2018 in der Old Truman Brewery, London (Gruppenausstellung)

26.01.-21.02.2018  Abbey Neumünster in Luxemburg, Luxemburg (Gruppenausstellung)

15.01.-16.04.2018  Bridewell Theatre in London, Großbritannien (Gruppenausstellung)

26.10.-25.11.2017 Galerie der HBK Saar in Saarbrücken (Gruppenausstellung)

29.09.-02.10.2017 Hotel Belvédère, Rencontres Photographiques Cerbère, Frankreich (Einzelausstellung)

14.06.-30.06.2017 Stadtmuseum Kaiserslautern (Gruppenausstellung)

11.-16.06.2017      Kunstquartier Bethanien, Berlin (Gruppenausstellung)

10.-16.06.2016      Kunst- und Kreativhaus Potsdam, im Rahmen des Europ. Monats der Photographie 2016 Berlin (EMOP)

 

03.07.-24.09. 2017

Les Rencontres de la Photographie Arles


Auslage im Rahmen des Dummy Book Awards im Atelier de la Mécanique in Arles