Ruth Stoltenberg Fotografie
Beschreibung
Ndar – so nennen die Saint-Louisianer ihre Stadt in ihrer Sprache Wolof. Saint-Louis liegt an der nordwestlichen Küste Senegals an der Mündung des gleichnamigen Flusses Senegal und hat ca. 300.000 Einwohner. Ein Großteil von ihnen lebt vom Fischfang. Dorthin hat mich mein neues Fotoprojekt geführt und im Nachhinein scheint der Weg nach Afrika eine Folge meiner vorigen Projekte zu sein.
Bereits im Jahr 2006 reiste ich für drei Wochen durch den Senegal und verbrachte einige Tage in Saint-Louis. Die vielen Facetten der Stadt, besonders die französische Kolonialarchitektur, haben mich fasziniert. Saint-Louis war die erste französische Siedlung in Afrika und nicht nur die einstige Hauptstadt Senegals, sondern vom gesamten frankophonen Westafrika. Seit 2000 zählt der historische Stadtkern, die Île Saint-Louis zum Unesco-Weltkulturerbe und noch heute zeugen die zahlreichen farbenfrohen Herrschafts-häuser vom einstigen Wohlstand der Stadt.
Mit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 engagierte ich mich in der Flüchtlingshilfe in Hamburg. Wir waren eine erste Anlaufstelle der damaligen „Lampedusa-Flüchtlinge“ und das waren überwiegend junge Männer aus Afrika, darunter auch Senegalesen. Ich unterrichtete sie in Deutsch, begleitete sie zu Ärzten und Ämtern und wurde ihnen mit der Zeit immer vertrauter. Einige von ihnen erzählten mir ihre ganz persönliche bewegende Geschichte.
Mit diesen Geschichten sowie den Bildern, die mir noch von 2006 im Gedächtnis sind, bewarb ich mich 2018 für einen Aufenthalt in einer Künstlerresidenz in Saint-Louis. Visuell reizte mich nach wie vor die Architektur, innerlich aber reizte es mich, die Orte aufzusuchen, die die jungen Menschen freiwillig verlassen und dabei ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Und so verbrachte ich im Frühjahr 2019 fünf Wochen in einer Künstlerresidenz mitten in Saint-Louis, unterstützt von der Kulturbehörde Hamburg.
Dieser Aufenthalt ist nicht mit dem von 2006 zu vergleichen. Damals war ich eher eine Touristin (ich reiste mit meiner Schwester, die zu der Zeit eine einjährige Künstlerresidenz als Musikerin in Dakar verbrachte), diesmal war ich mehr im Geschehen drin und in direktem Kontakt zu den Menschen. Ich verbrachte die meiste Zeit in den Straßen von Saint-Louis. Das war zunächst nicht einfach, denn die Menschen ließen sich nicht gerne fotografieren und waren anfangs sehr abweisend. Gerade in den ärmsten Vierteln der Stadt, wo viele nur Wolof sprechen, war das Fotografieren ohne Begleitung eines Einheimischen nicht möglich. Obwohl das Fischerviertel von Saint-Louis zu den am dichtest besiedelten Orten der Welt gehört, habe ich die Menschen nur fotografiert, wenn sie dies wollten.
Aber mit der Zeit konnte ich Vertrauen aufbauen und mehrere kleine fotografische Serien erstellen.
In meiner ersten Serie beschäftige ich mich mit den Affenbrotbäumen, genannt Baobabs, jenen mythischen und symbolträchtigen Bäumen, die vielen Senegalesen heilig sind. Der Baobab schmückt auch das Wappen des Landes. Im eng umbauten urbanen Raum stehen diese oft mehrere hundert Jahre alten Bäume meist inmitten der Häuserblocks und ragen weit über die Dächer hinaus. Sie sind Zeugen vergangener Epochen, für viele unantastbar (und leider auch nicht fotografierbar) und ihr massiver Stamm mitten im Hof erinnert an versteinerte Riesen. Um sie zu fotografieren, war ich gezwungen anzuklopfen und mit den Bewohnern zu sprechen. Hier leben ganze Großfamilien mit 20-30 Menschen auf engstem Raum. Diese Serie entstand gleich zu Beginn meiner Residency und wurde auch vor Ort ausgestellt. Die Baobabs waren sozusagen der erste Anknüpfungspunkt, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
In einer zweiten Bildstrecke widme ich mich dem organischen und anorganischen Abfall; den toten Tieren und den Überresten, darunter auch Plastikmüll, den man vor allem am Strand entsorgt. Überall liegen tote Schafe, in allen Verwesungsstadien. Da nur traditionell geschlachtete Schafe verzehrt werden dürfen, werden all die toten Tiere in den Fluss oder ins Meer geworfen – trotz der herrschenden Mangelernährung. In der Stadt scheint es so viele Schafe wie Menschen zu geben – sie sind oft das einzige Hab und Gut der Familie. Und im Gegensatz zu den Schafen, die sich irgendwann einmal ‚auflösen‘, sammelt sich der Plastikmüll dramatisch an. Es gibt zwar erste Maßnahmen zur Müllbeseitigung, doch die sind bei weitem nicht ausreichend. „Das Meer nimmt alles mit“, sagten mir die Menschen. Es gibt Tage, da nimmt die Flut tatsächlich all das Plastik mit, doch es gibt auch Tage, da schwemmt das Meer plötzlich Müll von woanders an und lädt ihn an den Stränden Senegals ab.
Die dritte Serie zeigt den historischen Stadtkern mit ihrer charakteristischen Kolonialarchitektur. Diese Stadtmitte befindet sich auf einer vom Fluss Senegal umringten Insel. Hier reihen sich die einst prächtige Gebäude aneinander und lassen erahnen, wie die französischen Kolonialherren bzw. ihre Métis-Nachkommen hier gelebt haben. Einige Häuser wurden zu Hotels umgebaut, in einigen sind staatliche Organisationen untergebracht, aber meist fehlt das Geld für die Restaurierung der zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Bauten, so dass viel Häuser zusehends verfallen. In einigen dieser Häuser wurden zu Kolonialzeiten auch Menschen als Sklaven festgehalten und von dort direkt in die Schiffe zur Überfahrt nach Europa verfrachtet. Damals wurden sie gegen ihren Willen und schlimmsten Bedingungen nach Europa gebracht, ausgebeutet und als Soldaten in Kriegen eingesetzt, heute riskieren sie ihr Leben, um freiwillig nach Europa zu gelangen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Die vierte Bildstrecke zeigt die zerstörten Häuser dicht am Meer, die mehreren großen Flutwellen zum Opfer fielen. In immer kürzeren Abständen schlagen die Brandungswellen so hoch, dass sie die Häuser verwüsten und den Sandstrand zurückdrängen. 2003 hat das Meer ein ganzes Dorf mit sich gerissen. Gründe für die ansteigenden Fluten sind der Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel sowie der Bau eines Kanals, der die Überschwemmungen eindämmen sollte, stattdessen aber dafür sorgte, dass die Öffnung zwischen Meer und Fluss bis heute immer größer wird. Der Strand wird immer schmaler und die ersten 800 Anwohner mussten umgesiedelt werden. Weitere 10.000 Anwohner sollen in naher Zukunft ebenfalls ins Landesinnere umgesiedelt werden.
Die letzte Serie „erzählt“ von den Fischern. Fisch ist immens wichtig im Senegal und ganz besonders in Saint-Louis. Dreiviertel der lokalen Ernährung besteht aus Fisch und hunderttausende Senegalesen sind Fischer seit vielen Generationen. Doch diese Einnahmequelle ist zunehmend erschöpft. In ihren traditionellen Holzbooten, den Pirogen, müssen die Fischer oft mehrere Tage bis Wochen auf hoher See ausharren, da das Meer völlig überfischt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Pirogen aus Saint-Louis die starke Strömung passieren müssen, wo der Fluss Senegal in das Meer fließt. Seit der künstlichen Öffnung im Jahr 2003 sind dort bereits 350 junge Fischer gestorben. An Land warten die Frauen, die die Fische fangfrisch verkaufen oder gleich weiterverarbeiten (um sie haltbar zu machen, da keine funktionsfähigen Kühltruhen vorhanden sind) sowie die LKW-Fahrer für den Weitertransport ins Landesinnere, hauptsächlich nach Dakar.
Vor etwa 30 Jahren begannen große europäische und asiatische Fangflotten an der westafrikanischen Küste im großen Stil zu fischen. Zwischen 2016 und 2017 ist der Fang um 80% zurückgegangen. In der Not fischen die Senegalesen nun illegal vor den mittlerweile streng bewachten Küsten der Nachbarländer. Wenige Wochen vor meiner Ankunft wurde ein 19jähriger senegalesischer Fischer von Mauretaniern erschossen.
Besonders betroffen gemacht haben mich auch all die vielen Kinder, die mit ihren Blechdosen den ganzen Tag lang betteln. Es sind die Talibés, meist Jungen zwischen 3 und 14 Jahren, die in einer Koranschule, der sogenannten Daara viele Stunden täglich den Koran studieren bzw. auswendig lernen müssen. Sonst lernen diese Kinder nur wenig. Nicht einmal Französisch, die Amtssprache Senegals. Sie hausen unter schlimmsten Bedingungen in alten Gemäuern, meist über mehrere Jahre getrennt von ihren Eltern und werden von ihrem Lehrer, dem Marabout, zum Betteln auf die Straße geschickt. Bleiben ihre Dosen leer, so werden sie hart bestraft. Zusammen mit Einheimischen, die Kontakt zu einem Marabout haben, habe ich mehrmals vergeblich versucht, eine solche Schule zu besuchen.
Es gibt aber auch die anderen Marabouts, die Führer islamischer Bruderschaften. Sie genießen im Senegal - einem Land, in dem 95% Muslime sind - höchste Anerkennung. Einer der bedeutendsten ist Sheikh Amadu Bamba (1853-1927), Begründer der Sufi-Gemeinschaft der Mouriden, einer der wichtigsten islamischen Bruderschaften des Senegal. Sein Ebenbild, das auf einer einzigen Fotografie des Marabouts beruht, ist auf vielen Häuserfassaden gemalt.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich dieser Aufenthalt in Saint-Louis sehr berührt und aufgewühlt hat. Es sind nicht mehr vorrangig die Kolonialbauten, die mich interessieren, sondern die Menschen und ihr Alltag. Der tägliche Kampf ums Überleben. Allein in den fünf Wochen meiner Anwesenheit sind drei junge Männer zwischen 25 und 27 Jahren im Familienkreis der wenigen, die ich kennengelernt habe, gestorben. Und ein kleines Mädchen ist schwer erkrankt. Es fehlt an Geld für notwendige Medikamente und Operationen. Es fehlt aber auch an Bildungsmaßnahmen und Beschäftigung. Gerade die jungen Menschen, die im Internet surfen, bekommen eine Vorstellung von der globalisierten Welt. Jeder kennt jemanden, der den Weg nach Europa geschafft hat und dort angeblich gutes Geld verdient. Das stimmt zwar nur in den seltensten Fällen, aber aus Scham vor der Familie, die lange für die Überfahrt gespart hat, trauen sich die Geflüchteten nicht, die Wahrheit zu sagen. Kein Wunder also, dass sie von einem besseren Leben träumen und bereit sind, dafür ihr Leben zu riskieren und den weiten gefährlichen Weg über das Meer zu wagen.
Mittlerweile liegt meine zweite Reise vier Jahre zurück, aber noch immer vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an Saint-Louis und die Menschen denke. Ich hatte Zeit, das Erlebte zu sortieren und zu verarbeiten.
Meine Bilder zeigen meine ganz persönliche Sicht auf eine Stadt und ihre Bewohner, die mich zutiefst beeindruckt und in vielerlei Hinsicht auch überfordert haben. Natürlich kann es nicht gelingen, in wenigen Wochen in eine ganz und gar fremde Kultur einzutauchen. Vielmehr habe ich Eindrücke gesammelt und zu verstehen versucht. Vieles bleibt mir fremd, doch die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft der Menschen, die ich näher kennengelernt habe, die Fröhlichkeit der Kinder, das Lebhafte, das Bunte und Laute, das Miteinander und Füreinander, die Wichtigkeit von Familie, Religion und traditionellen Bräuchen prägen meine Erinnerung.
Mir war immer klar, dass ich Senegalesen in das Projekt mit einbeziehen wollte. So schrieb ich Louis Camara an, einen senegalesischen Schriftsteller und Poeten, den ich damals kennengelernt hatte. Ich schickte ihm meine Bilder und wie es der große Zufall wollte, schrieb er just in diesem Moment einen Text über seine Heimatstadt Saint-Louis. Bereits 1999 hatte er einen sehr poetischen Text über die Stadt verfasst, doch der schien ihm nicht mehr zeitgemäß. Saint-Louis hatte sich in vielerlei Hinsicht so sehr verändert, zum Nachteil verändert, dass er nach 23 Jahren erneut zur Feder griff. Und meine Bilder schienen genau das widerzuspiegeln. Bilder und Text ergänzen sich sehr gut und so willigte Louis Camara zu meiner Freude sofort ein, bei dem Projekt mitzumachen. Meine Fotografien der Baobabs, die er bereits in meiner damaligen Ausstellung in Saint-Louis sehr berührt hatten, bewegten ihn in einem zweiten Schritt dazu, seinen Blick auf diese Bäume in einem literarischen Text zu beschreiben. Auch dieser Text ist Bestandteil des Buches.
Im Jahr 2019 hat Louis Camara auch eine Erzählung über die in Saint-Louis beheimatete Flussgöttin Mame Coumba Bang geschrieben. Diese Erzählung habe ich ins Deutsche übersetzt und möchte sie in das Buch integrieren.
Pressestimmen
"Es ist eine große Herausforderung, dem Gewicht des so komplexen Themas Europa nicht zu erliegen, das gerade in den Zeiten eines aufkommenden Populismus und Nationalismus eine starke Brisanz bekommen hat. Erfreulicherweise sucht Ruth Stoltenberg nicht nach Motiven, die Politik illustrieren und dabei plakativ die Unterschiede der nationalen Identitäten in den Dörfern des Dreiländerecks zur Schau stellen wollen. Sie vertraut vielmehr auf ihre inneren Bilder, die von Kindheits- erinnerungen geprägt sind, und lässt diese in einen neugierigen Dialog mit der heutigen Erscheinung dieser Ortschaften treten. Ihr Blick ist voller Empathie für die Menschen, die dort leben, aber sie hat auch genügend Distanz, um mit einem präzisen Blick die Absurditäten des Alltags mit viel Sinn für Humor in den Fokus zu stellen.
Gerade die Verflechtung einer subjektiven, persönlich begründeten, Perspektive mit einer analytischen Reflexion der politischen Zusammenhänge macht die besondere Qualität dieser fotografischen Arbeit aus.
Ein öffentliches Leben findet in diesen Orten kaum statt und deshalb begegnen wir in den Fotografien von Ruth Stoltenberg auch kaum Menschen in den Straßen. Auf indirekte Weise sind die Bewohner der Orte Schengen, Apach und Perl aber in allen Bildern präsent. Die Gestaltung von Fassaden, Hauseingängen, Vorgärten, Spielplätzen, Friedhöfen und Gedenkorten lässt ihre kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Prägungen sichtbar werden. Das Unperfekte der architektonischen Inszenierungen und das manchmal absurd wirkende Aufeinandertreffen von Zeichen und Symbolen im dörflichen Raum wird mit solch feiner Ironie und sorgfältigem Blick fotografiert, dass ein tiefer Respekt für die individuellen Geschichten hinter den Dingen spürbar wird. Diese Liebe für das Detail ist das Gegengift für eine ideologische Distanz zur realen Welt. Sie wirkt Identität stiftend und ist somit in Zeiten einer kollektiven Entfremdung von eminenter Bedeutung.
Ruth Stoltenberg hat eine ganz eigene fotografische Bildsprache entwickelt, die mit visueller Virtuosität, engen Ausschnitten und eigenwilligen Perspektiven die Fantasie des Betrachters beflügelt und ihn gleichzeitig zum genauen Hinsehen auffordert. Die Bilder sind nicht dafür geeignet vorgegebene Klischees zu bekräftigen, sondern unterwandern diese mit einer radikal subjektiven Gratwanderung zwischen Schönheit und Tristesse."
(Wolfgang Zurborn, -> ganzer Text, -> English Version)
"Ruth Stoltenberg geht mit ihrer Kamera ganz nahe ran, interessiert sich für minimale Details: den Eingang eines unbewohnt wirkenden Hauses. Eine Häuserwand, von der der Putz abblättert. Einen Vorgarten, in dem das Unkraut wuchert. Einen verlassen daliegenden Kinder-Spielplatz. Die Tür zu einem verschlossen Stall. Ein heruntergelassenes Garagentor. Religiöse Symbole, die überall aufgestellt sind, denn die Menschen sind hier offensichtlich stark im Glauben verwurzelt.
Es ist sehr leer und sehr leise auf den Fotos, die einen melancholischen Eindruck vermitteln, als würde die ganze Gegend im Tiefschlaf liegen, etwas zu Ende gehen und noch niemand so genau wissen, wie und ob es weitergehen könnte.
Die Fotos erzählen davon, dass wir nicht Abschottung und neue Grenzen brauchen, sondern Menschen, die zu uns kommen, uns vor Vergreisung und Entvölkerung weiter Landstriche bewahren und Europa – als wunderbare Idee und wunderbaren Lebensraum – weiter entwickeln und immer wieder neu erfinden."
(Frank Dietschreit, Radiobeitrag rbb, -> ganzer Beitrag)
"One of my favourite books from 2018, Schengen. This most significant but inconsequential place, seen through the knowing eyes of photographer Ruth Stoltenberg. Shutter Hub have exhibited Stoltenberg’s work three times during 2018, twice in London, once in Amsterdam.
It’s the straight lines and quirky angles that make it for me, and the houses. Nothing looks real, it’s often hard to tell the difference between the model village buildings, and the plants look like some kind of intricately formed plasticine. Textures and colours. An exaggerated version of the suburban that could not just be anywhere, but everywhere. It’s a surprise to turn the page and see a person, a small girl cycling up hill. So, Shengen is inhabited. A real place, not a ‘Portmerion’ for the Prisoner.
The use of juxtaposition in sequencing is a joy. Every page turned discloses another comparison or revelation, some subtle, some less so. I wonder if, at night, all of these objects come alive, shuffle a few steps left, a few steps right. The rounded bushes and pointed trees swap gardens, wondering if anyone will ever notice. No borders, freedom to move, freedom to be."
(reviewed for Shutter Hub by Karen Harvey)
"Das Narrativ dieser Fotoserie führt präzise vor, woraus eine europäische Erzählung bestehen kann: Kleine, fast surreale Bildfindungen in vollkommener Ruhe und Gelassenheit, dazu in jedem Bild das Signet einer möglichen Zukunft. Ruth Stoltenberg geht weit über die Interpretation ihres selbst gestellten Themas hinaus - sie schafft eine eigene Erzählung, die eruopäische Bildnovelle vom leicht begehbaren Dreiländereck.
Subtil ist die Farbregie des Bildessays: Wenn es denn einmal einen starken Kontrast wie den zwischen dem roten Laternenpfahl und dem grünen Pflanzkorb gibt, dann wird er zart zwischen grauen Wänden zelebriert. Sonst herrschen das ländliche Grün und die westeuropäischen Hausfarben blau und beige vor, unterbrochen von grauen Straßen und in Ehren ergrauten Holzbrettertoren sowie dem durch Hausbrand geschwärzten Rauputz an den Häusern. Selten läuft ein Mensch durchs Bild, und wenn, dann scheint er die Umgebungsfarben angenommen zu haben. Alles ist präzise vorgeführt, niemals wird irgendetwas denunziert – so ist es eben hier, in Schengen, Perl und Apach.
Schengen ist klein, der Schengen-Raum groß. Also ist Schengen ein Modell für ein nahes Zusammenleben, bei dem die Unterschiede so klein und groß sind wie die der Menschen, die sich diese Umgebung erarbeitet haben. Die Bilder von Ruth Stoltenberg sind eine ebenso schöne wie nachdrückliche Mahnung an alle Nationalisten, die sich an unnötig aufgebauschten Differenzen aufhalten."
(Rolf Sachsse)
"Ruth Stoltenberg dokumentiert die Formensprache im Dreiländereck zwischen Luxemburg, Frankreich und Deutschland: Erinnerungen an bäuerliche Bauweisen, Relikte der Französischen und der industriellen Revolution, zwischen Ideal und Guillotine, gelungen und verbaute Architektur, unfreiwillige Ornamente und fahrlässige Hässlichkeit, Zugänge und Abschottungen. Die Aufnahmen legen die Inszenierungen des Alltags offen und erlauben die Frage nach möglichen provinziellen, nationalen oder europäischen Bezügen."
(Peter V. Brinkemper)
Präsentation des Buchprojektes bei der DFA-Tagung in Leinfelden-Echterdingen am 30.04.17 ->Live Stream
Ausstellungen
25.09.-15.01.2022 Amüseum Saarburg (Einzelausstellung)
18.05.-13.07.2019 Galerie Clairefontaine, Luxemburg (Einzelausstellung)
24.01.-03.03.2019 Galerie im Temelhof Museum, Berlin (Einzelausstellung)
15.05.-04.08.2019 Kulturgießerei Saarburg (Einzelausstellung ->Fotos)
08.03.-21.03.2019 Konservatorium Thionville, Frankreich (Gruppenausstellung)
24.01.-17.03.2019 Galerie im Tempelhof Museum Berlin (Einzelausstellung -> Fotos)
6.12.2018 - 21.01.2019 Shutterhub Open 2018, The Encore! in der 5&33 Gallery, Amsterdam (Gruppenausstellung)
03.-09.10.2018 Shutterhub Open 2018 in der Old Truman Brewery, London (Gruppenausstellung)
26.01.-21.02.2018 Abbey Neumünster in Luxemburg, Luxemburg (Gruppenausstellung)
15.01.-16.04.2018 Bridewell Theatre in London, Großbritannien (Gruppenausstellung)
26.10.-25.11.2017 Galerie der HBK Saar in Saarbrücken (Gruppenausstellung)
29.09.-02.10.2017 Hotel Belvédère, Rencontres Photographiques Cerbère, Frankreich (Einzelausstellung)
14.06.-30.06.2017 Stadtmuseum Kaiserslautern (Gruppenausstellung)
11.-16.06.2017 Kunstquartier Bethanien, Berlin (Gruppenausstellung)
10.-16.06.2016 Kunst- und Kreativhaus Potsdam, im Rahmen des Europ. Monats der Photographie 2016 Berlin (EMOP)
Opus-Kulturmagazin Juli/Aug. 2017
03.07.-24.09. 2017
Les Rencontres de la Photographie Arles
Auslage im Rahmen des Dummy Book Awards im Atelier de la Mécanique in Arles
©Ruth Stoltenberg 2023